Im abgelaufenen Vereinsjahr haben wir absolute Rekordbuchungen bei den Lagern verzeichnet. 225 Schneesportlager mit über 11’000 Teilnehmenden wurden bis Ende Jahr vermittelt. Gegenüber dem Vorjahr hatten wir damit eine Steigerung der vermittelten Lagerteilnehmenden von 50%!
Doch auch die GoSnow-Schneesportlager wurden von den Corona-bedingten Schliessungen der Skigebiete nicht verschont. Nach dem Shut-down-Entscheid des Bundesrates mussten – teilweise von heute auf morgen – 41 durch uns vermittelte Schneesportlager abgesagt werden. Sämtliche von den Schulen geleistete Anzahlungen für diese Lager wurden vollumfänglich zurückbezahlt. Durch diese Annullationen sank unsere Vermittlungs-Wachstumsrate auf – nach wie vor sehr positive – 20%.
«Einfach den Status Quo erhalten ist nicht mein Ding…» Das war letztes Jahr im Vorwort meine Aussage. Also haben wir uns aufgemacht, um aus der ursprünglichen «Initiative» zu einem festen Wert im Schneesportbetrieb für Schulen zu werden. Dabei beschäftigten und beschäftigen uns Fragen wie: «Was wollen wir noch machen?», «Wer wollen wir noch sein?» und «Welche übrigen Stolpersteine können wir den Lehrpersonen aus dem Weg räumen, damit es ihnen noch leichter fällt, mit den Kids in den Schnee zu gehen?». Wir haben einiges ins Rollen gebracht und sind nun daran, diesen Schwung für die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen zu nutzen.
Und he – bäm! – manchmal geht es schneller als Frau denkt! Das Auftreten des Corona-Virus und die damit einhergehenden, fast täglich wechselnden Rahmenbedingungen haben uns allen aufgezeigt, dass der Status Quo ein flüchtiges Ding ist. Haltungen und Werte sind im Dauerpurzelbaum. «Was wollen wir noch?» wird zu «Was dürfen wir noch?»! Das Virus ist da und wird uns wohl auch noch eine längere Zeit beschäftigen. Reaktionsfähigkeit oder Agilität ist nun gefragt. Die Schneesportinitiative Schweiz kann sich glücklich schätzen, genau auf diesen Fähigkeiten aufgebaut zu haben. Wir können dank einer schlanken Struktur und dank flexiblen Leistungsträgern in den Destinationen rasch auf Veränderungen reagieren und so auch mit geänderten Rahmenbedingungen Angebote liefern, die gefragt sind und benötigt werden.
Ziele und Zweck scheinen aber in der aktuellen Situation vermeintlich unwichtig geworden zu sein. Oder liegen wir vielleicht sogar «richtiger» als zuvor? Hierzu ein Paar Überlegungen:
Ziel #1 Bewegung der Kinder und Jugendlichen im Schnee: Regulärer Schulbetrieb in den Klassenzimmern ist schwierig – es wird empfohlen möglichst viel draussen zu machen. Die Übertragungsgefahr des Virus ist draussen viel geringer als in geschlossenen Räumen. Das Immunsystem soll gestärkt werden; die Natur und die Bewegung draussen tut hier also viel Gutes.
Ziel #2 Förderung von soziokulturellem Austausch durch Schneesport: Dieser Austausch in einem anderen Umfeld kommt wegen den Corona-Schutzmassnahmen extrem zu kurz. Der persönliche Austausch und persönliche Begegnungen leiden. Gemeinsame Klassenerlebnisse gestalten sich im Alltag schwieriger, umso wichtiger sind also Projekt- oder Lagerwochen.
Ziel #3 Wintersport- und -tourismus fördern: Ein schwieriges Unterfangen, wenn die Schutzmassnahmen auf eine Isolation daheim hinauslaufen. Auf der anderen Seite sind wir aufgefordert, lieber in der Schweiz Ferien zu machen, als ins Ausland zu fliegen oder fahren. Wieso also nicht auch im Winter die heimischen Berge besuchen?
Obwohl unsere Lehrpersonen vor grossen Herausforderungen stehen, scheinen sie die erwähnten Punkte auch so zu deuten. So lässt sich auch erklären, dass die gebuchten Schneesportlager für nächste Saison leicht über dem Stand vom letzten Jahr liegen. Entscheidend wird nun die Phase nach den Sommerferien sein. Führen steigende Ansteckungs-Fallzahlen zu vermehrten Buchungen, ganz nach dem Motto «Jetzt erst recht raus» oder führen sie zu einer Erstarrung und Annullierungswelle? Natürlich hoffen wir auf sinkende Fallzahlen und steigende Schneesportlagerbuchungen.
Es ist und bleibt spannend. Gerne spricht man nun von «nicht planbar oder unsicher». Ich frage mich, ob diese bisherige Planungssicherheit nicht auch nur ein Schein war. Was ist überhaupt Sicherheit? Eine Frage, die spannender ist als je zuvor. Klar ist, dass es bei nichts und nie eine 100-Prozentige Sicherheit gibt und wir und unsere Kinder sich sowohl daheim, in der Schule oder in einem Lager mit Covid-19 anstecken können. Mit diesem Risiko müssen wir wohl lernen zu leben. Ich plädiere daher dafür, das Leben so weit als möglich – mit den nötigen Schutzmassnahmen – normal weiter zu leben. Wir müssen arbeiten und einkaufen gehen, wir wollen Freunde treffen und Sport treiben – und Schülerinnen und Schüler sollten ins Lager fahren. Das einzig Sichere ist die stete Veränderung – die Anpassung an die Umstände. Das ist meine Welt, auch wenn ich sagen kann, dass hier wirklich grosse Fokusänderungen stattfinden. Wir als GoSnow.ch sind dazu bereit und vertrauen auf unsere Agilität und einen gesunden Menschenverstand.
Zuzüglich zum Händewaschen und Abstandhalten wünsche ich mir vermehrt das Hochhalten der natürlichsten Schutzmassnahmen: Schauen Sie zu Ihrem Immunsystem! Schlafen Sie viel, Essen Sie gesund und produzieren Sie möglichst viele angstfreie Gedanken!
In diesem Sinn: Tief einatmen und mit geschwellter Brust in die kommende Wintersaison.
Eure Tanja Frieden