Die Modellierung von myclimate analysiert den CO2-Fussabdruck für ein Schneesportlager, und vergleicht diesen mit den Emissionen, welche im Alltag zu Hause entstehen. Die Systemgrenze folgt dem Cradle-to-Grave-Ansatz, wobei die funktionelle Einheit 5 Tage Lager bzw. Alltag pro Kind ist.
Das Schneesportlager verursacht dabei 73 kg CO2e / 5 Tage / Kind, während der Alltag zuhause bei 122 kg CO2e / 5 Tage / Kind liegt. Die nachfolgende Tabelle bietet eine Übersicht der verschiedenen Bereiche:
Bereich | Schneesportlager | Alltag |
Anreise Lager / Mobilität | 5 kg | 12 kg |
Übernachtung / Wohnen | 31 kg | 71 kg |
Verpflegung | 26 kg | 34 kg |
Schneesport / Schule | 10 kg | 2 kg |
Weitere Aktivitäten | 1 kg | 3 kg |
Infografik zur CO2-Berechnung eines Schneesportlager von myclimate
Die Ergebnisse zeigen, dass das Schneesportlager insgesamt einen tieferen CO2-Fussabdruck aufweist, hauptsächlich aufgrund der geringeren Emissionen durch Wohnen und Übernachtung. Die Unsicherheit ist jedoch vergleichsweise hoch und stark vom Wohnstandard abhängig. Die weiteren Bereiche Verpflegung, Mobilität und Aktivitäten haben einen geringeren Anteil an der Gesamtbilanz.
Anreise ins Lager und Mobilität
Die Anreise ins Schneesportlager erfolgt zu 85% mit öffentlichen Verkehrsmitteln, während die restlichen 15% der Teilnehmenden mit dem Car anreisen. Da Öffentliche Verkehrsmittel einen deutlich geringen CO2-Fussabdruck haben im Vergleich zum Car, verursacht die Anreise trotz der längeren Distanz relativ wenig Emissionen. Die Unsicherheit in dieser Modellierung fällt tief aus, da die Berechnungsgrundlagen auf Erhebungen von GoSnow selbst basieren.
Im Alltag basiert die Mobilität auf verschiedenen Verkehrsmitteln, aber auch hier werden am häufigsten das Auto und der öffentliche Verkehr benutzt, wobei der Anteil Auto jedoch deutlich höher ist als bei der Anreise zum Schneesportlager. Bei Kindern ist dies die Nutzung als Mitfahrende, beispielsweise auf dem Weg zum Sport und anderen Aktivitäten. Dieser höhere Anteil an Autofahrten führt insgesamt zu höheren Emissionen, die tieferen Distanzen im Alltag werden durch den höheren CO2-Fussabdruck des Autos mehr als ausgeglichen. Die für die Modellierung zugrunde liegenden Daten stammen aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr, der Erhebung zum Mobilitätsverhalten der Schweizer Wohnbevölkerung vom Bundesamt für Statistik. Sie sind somit gut begründet, was auch beim Alltag zu einer geringen Unsicherheit führt.
Übernachtung und Wohnen
Im Schneesportlager übernachten die Teilnehmenden in Gruppenzimmer. Diese sind energieeffizienter als Einzelzimmer, da nur ein Raum für mehrere Kinder beheizt und beleuchtet werden muss. Zudem verfügen die Zimmer nur über eine minimale Infrastruktur, ohne Fernseher, Computer oder ähnliches, was den Energieverbrauch weiter reduziert. Die Unsicherheit der Modellierung ist in diesem Beriech jedoch hoch, da der Energieverbrauch und somit die verursachten Emissionen stark vom Wohnstandard abhängen. Die Grundlagen können stark schwanken, von einem älteren Lagerhaus mit fossilen Energieträgern bis zu einer moderne Jungendherberge nach Minergie-Standard mit erneuerbaren Energien handelt. In der vorliegenden Modellierung wurde keiner dieser Extremwerte verwendet, sondern Durchschnittswerte gewählt.
Für die Modellierung des Alltags wurde davon ausgegangen, dass die Kinder in Einzelzimmern wohnen, was zu einem deutlich höheren Energieverbrauch im Vergleich zu den Gruppenzimmern führt, vor allem beim Heizen. Hier hängen die anfallenden Emissionen stark vom Wohnstandard (Altbau vs. Minergie), der Wohnform (Haus vs. Wohnung) und der Wohnfläche ab, was ebenfalls einer hohen Unsicherheit führt. Wie bei der Modellierung des Schneesportlager wurde auch hier ein Durchschnittswert verwendet.
Verpflegung
Im Schneesportlager umfasst die Verpflegung ein übliches Frühstück (Müsli, Brot, etc.), ein kaltes Lunchpaket (Sandwich, Früchte und Getränk) und ein warmes Abendessen (z.B. Spaghetti). Dabei verursacht vor allem das Mittagessen tiefe Emissionen, da es sich um eine einfache Mahlzeit handelt, die nicht gekocht wird. Zudem hat auch das warme Abendessen einen geringen CO2-Fussabruck, da es sich ebenfalls um einfache Menüs handelt, und für viele Kinder gleichzeitig gekocht wird. Diese Modellierung der Verpflegung im Lager weist eine mittlere Unsicherheit auf, welche vor allem von den verwendeten Zutaten abhängig ist. Wird vegetarisch gekocht fallen die Emissionen deutlich tiefer aus als bei der Verwendung von Fleisch. Bei der Modellierung wurde von einem Sandwich mit Fleisch, beim Abendessen von einer Mischung aus vegetarisch und nicht-vegetarisch ausgegangen.
Im Alltag besteht die Verpflegung aus einem üblichen Frühstück, einem warmen Mittagessen inklusive Salat und einem mehrheitlich kaltem Abendessen. Vor allem das gekochte Mittagessen sorgt im Vergleich zum Schneesportlager für höhere Emissionen. Auch bei dieser Modellierung ist die Unsicherheit mittelhoch. Die Zubereitung von warmen Mahlzeiten zu Hause kann je nach Kochgewohnheiten und verwendeten Geräten stark variieren. Zudem hat auch die Ernährungsform einen grossen Einfluss, wobei von einer Mischung aus vegetarisch und nicht-vegetarisch ausgegangen wurde.
Schneesport und Schule [1]
Die Schneesportaktivitäten im Lager beinhalten die technische Beschneiung, die Pistenpräparation, die Nutzung von Seilbahnen und den Materialverbrauch. Diese Aktivitäten sind energieintensiv und tragen zu einem relativ hohen CO2-Fussabdruck bei. Die Unsicherheit dieser Modellierung ist tief, da verschiedene Studien zu Emissionsbelastung in Skigebieten verfügbar sind. Ein Durchschnittswert dieser Studien wurde angewendet.
Im Alltag bestehen die Aktivitäten der Kinder aus 4,5 Tagen Schule pro Woche. Dabei ist der Energieverbrauch der Schule am relevantesten für die entstehenden CO2-Emissionen. Da sich jedoch sehr viele Kinder in einem Schulzimmer befinden fallen die Emissionen vergleichsweise tief aus. Analog zum Bereich Übernachtung und Wohnen ist dies stark von der Art der Schule, der genutzten Energieform und der Infrastruktur abhängig. Diese Modellierung weist deshalb eine hohe Unsicherheit auf. Auch hier wurde ein Durchschnittswert zur Annäherung verwendet.
Weitere Aktivitäten
Im Schneesportlager verbringen die Kinder im Schnitt 3,5 Tage mit Schneesport und 0,5 Tage teilweise mit Schneesport (Freitag). Während der restlichen Zeit und den Abenden wird wenig gestreamt und Social Media genutzt, die Aktivitäten im Lager sind darauf ausgelegt die Kinder zu körperlicher Aktivität zu ermutigen. Diese Aktivitäten verursachen weniger Emissionen als die Nutzung von digitalen Services.
Im Alltag wurden die weiteren Aktivitäten mit zweimal Sport oder Hobbies (Musik, Shopping, etc.) nach der Schule, und der restlichen Zeit mit Streaming und Social Media angenähert. Der CO2-Fussabruck von Sport und weiteren Hobbies ist dabei ähnlich wie im Schneesportlager, die häufigere Nutzung von digitalen Services führt jedoch zu höheren Emissionen im Alltag.
Sowohl im Alltag als auch im Schneesportlager ist die Unsicherheit der Modellierung hoch, da die Aktivitäten stark unterschiedlich ausfallen können.
Das Schneesportlager weist insgesamt einen geringeren CO2-Fussabdruck auf als der Alltag zu Hause. Hauptgründe dafür sind die niedrigeren Emissionen durch Wohnen und Übernachtung im Lager. Die Anreise ins Lager erfolgt grösstenteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln, was ebenfalls zu geringeren Emissionen beiträgt. Die Verpflegung im Lager ist einfacher und verursacht weniger CO2, und auch die weiteren Aktivitäten im Lager haben einen etwas geringeren Fussabdruck. Die Hauptaktivität Schneesport führt jedoch durch energieintensive Beschneiung und Bahnbetrieb zu höheren Emissionen als der Schulunterricht.
Die Modellierung beinhaltet jedoch einige Unsicherheiten, welche den Vergleich stark beeinflussen und im Extremfall das Resultat sogar umkehren könnten. Vor allem der Wohnstandard und die Ernährungsgewohnheiten haben dabei einen grossen Einfluss.
[1] In dieser Kategorie ist keine Verpflegung enthalten, um eine klare Trennung der Emissionsquellen zu gewährleisten.